Frank Teller: Werkstoffprüfung auf Herz und Niere

Auf den ersten Blick erscheint Frank Tellers Karriereweg vielfältig und ungerichtet, mit Stationen in der IT, als Rettungsassistent, als Industriekaufmann und jetzt als angehender Werkstoffprüfer an der SLV. Bei näherem Betrachten jedoch verbindet seine Laufbahn durchgängig die Bereiche Computertechnik, Werkstoffe und Gesundheitswesen. Teller hat es stets verstanden, seine beruflichen Wege seinen persönlichen Interessen und Lebenssituationen anzupassen.

Kurz nachgefragt bei Frank Teller!

Anlässlich seines Quereinstiegs bei uns als Laborhilfskraft haben wir nachgefragt.

Herr Teller, wie ist Ihr Interesse an der Werkstofftechnik geweckt worden?

Frank Teller: Tatsächlich habe ich die SLV bereits Mitte der 1980er Jahre kennen gelernt. Ein Dozent hielt damals eine Lesung im Rahmen der Schülerakademie, an der ich teilnahm. Den Vortrag fand ich damals schon sehr spannend. Bis ich mich aber hier beworben habe, ist einige Zeit vergangen.

Erstmal habe ich 24 Jahre lang mein Hobby zum Beruf gemacht und in der IT gearbeitet. 2009 habe ich dann meinen Beruf gewechselt. Ich wollte raus aus dem Büro und einer abwechslungsreichen Tätigkeit nachgehen. Da mich schon immer der soziale und medizinische Bereich interessiert hat, war für mich die Arbeit als Rettungsassistent der nächste logische Schritt. Das habe ich mit Leib und Seele gemacht. Dort habe ich ganz viele Menschen aus den unterschiedlichsten Schichten und Altersgruppen getroffen und so manche Abenteuer erlebt. Beispielsweise wurden wir einmal zu einer Hausgeburt gerufen. Nachdem das erste Kind geboren war, kam plötzlich kam da noch ein zweites. Selbst die Mutter hatte vorher nicht gewusst, dass sie mit Zwillingen schwanger war.

Was hat Ihre Arbeit als Rettungsassistent so besonders gemacht?

Die Biographiearbeit, die jeder Rettungsdienst instinktiv leistet. Wir schauen uns einen Raum genau an und suchen nach Hinweisen, beispielsweise Fotos. Sie helfen uns, mit dem Patienten eine Vertrauensbasis und ein Gespräch aufzubauen, manchmal sogar, um mögliche und noch unbekannte Diagnosen in Betracht zu ziehen. Gleichzeitig lässt man die Arbeit auf Arbeit und nimmt Abstand von den Schicksalen. Meine älteren Kollegen haben mir geholfen, Gefühle beiseitezuschieben und gleichzeitig meine Empathie zu bewahren. Das geht als Rettungsassistent sehr gut, da man die Patienten nur einmal sieht. Im Krankenhaus ist das anders, da ist die Bindung intensiver.

Bei der Fortbildung zum „Lebensbegleiter“ habe ich Einblicke in die Seelsorge erhalten. Dadurch konnte ich mein eigenes Schubladendenken weiter aufzubrechen. Wenn ich eins als Rettungsassistent gelernt habe, dann, dass man vom Äußeren nicht auf den Charakter oder die Intelligenz schließen kann. Ich habe viele Menschen kennen gelernt, die körperlich eingeschränkt und hochintelligent sind.

Was hat Sie schlussendlich bewegt, sich doch bei uns zu bewerben?

Mein letzter Einsatz war am 28. Januar 2018 um 15:35 Uhr. Da habe ich mir den Rücken verhoben. Dieser Zeitpunkt hat sich bei mir eingebrannt, da ich seitdem nicht mehr meiner Berufung nachgehen kann und lange im Krankenstand war.

Ruhe ist aber nicht meins, ich möchte arbeiten. Also habe ich Eigenrecherche betrieben, die mein Interesse an der Werkstofftechnik wieder erweckt hat. Außerdem habe ich mich mit Prof. Schuster unterhalten. Er ist ein guter Freund von mir. Wir haben uns über den Atari Club 1984 kennen gelernt und uns immer wieder privat über Computerprogramme ausgetauscht. Als er meinte, sie suchen noch jemanden in der Metallogie, habe ich die Chance sofort ergriffen. Deshalb bin ich nun bei der SLV in der Werkstofftechnik. Ursprünglich sollte ich in die Theorie und eine Ausbildung zum Werkstoffprüfer machen, bin dann aber als Quereinsteiger schnell ins Labor gewechselt. Seit Mitte Februar bin ich also offiziell Laborhilfskraft. Als „Mädchen für alles“ werde ich nun Stück für Stück eingearbeitet. Zu meinen Aufgaben gehören das Vorbereiten von Proben und später auch Aufnahmen in das System.

Was haben Sie in der Zeit zwischen 2018 und jetzt gemacht?

Zunächst bekam ich von der Rentenversicherung eine Umschulung zum Industriekaufmann aufgrund meines IT-Hintergrundes. Natürlich war ein Bürojob für meinen Rücken nicht geeignet. Zum Glück durfte ich in der TotalEnergies Raffinerie Mitteldeutschland GmbH in Leuna ein Praktikum machen. Dort erhielt ich u. a. Einblicke in die Praxis und sog die Informationen rund um Materialien und deren Einsatz quasi auf. Das hat mich motiviert, meinen Wunsch Werkstoffprüfer bei der SLV zu werden, nochmal aufzunehmen.

Dafür musste ich auf Reha, wo ich mein Interesse an Psychologie vertiefen konnte. Ich kann mir vorstellen, später auch mal ehrenamtlich in dem Bereich tätig zu werden. Es gibt zum Beispiel den „Wünschewagen“, der schwerkranken Patienten bundesweit den letzten Reisewunsch ermöglicht. Egal, ob das nun ein bestimmter Ort ist oder der Besuch eines geliebten Menschen, der Krankentransportwagen fährt sie dorthin - meist über das Wochenende.

Wir danken für Ihre persönlichen Einblicke und wünschen Ihnen viel Freude und Erfolg bei Ihren neuen Tätigkeiten als zukünftiger Werkstoffprüfer. Willkommen bei der SLV Halle!


Frank Teller

Werkstofftechnik