Fünf Jahre lang war Prof. Keitel, Geschäftsführer der SLV Halle GmbH, ehrenamtlich tätig als Präsident der IHK Halle-Dessau. Fünf Jahre mit kleinen und großen Herausforderungen. Nun hat er sein Amt an Sascha Gläßer abgegeben. „Es ist Zeit für die jüngere Generation über ihre eigene Zukunft zu entscheiden“, so Keitel, „und wir, die ältere Generation, unterstützen sie auf ihren Weg dahin.“
Kurz nachgefragt bei Prof. Steffen Keitel!
Anlässlich seines Amtsendes als ehrenamtlicher Präsident der IHK Halle-Dessau haben wir nachgefragt wie er sowohl die Kammer als auch die SLV Halle sicher in die Zukunft steuert.
Herr Prof. Keitel, welche Eigenschaften als ehrenamtlicher Präsident der IHK sind für Sie die wichtigsten?
Wir von der IHK Halle-Dessau haben insgesamt 52 000 Mitglieder; vom Einzelunternehmer bis hin zum großen Chemiepark sind alle aus den unterschiedlichsten Altersgruppen vertreten. Die Aufgabe des IHK Präsidenten ist deshalb, das Gesamtinteresse zu vertreten. Dazu braucht es diplomatisches Geschick und Sorgsamkeit, so dass keiner vergessen wird. In der Rolle als Vermittler ist es besonders wichtig, alle Mitglieder im Blick zu behalten.
Die Jüngeren sprudeln vor Zukunftsvisionen, während wir als ältere Generation die Verantwortung haben, sie dabei zu unterstützen. Als Führungspersönlichkeit ist es mir wichtig, für gegenseitiges Verständnis zu sorgen. Dazu gehört es, ihnen bei Herausforderungen zur Seite zu stehen und Aufgaben zur Umsetzung zu definieren. Wie schon Harold Macmillan zu sagen pflegte: „Tradition soll Sprungbrett sein, aber kein Ruhekissen.“ Dazu benötigt es Diskussionen, um die Traumzukunft in eine pragmatische Realität zu verwirklichen. Deshalb haben wir nicht nur mit Politikern aus Bund und Ländern gesprochen, sondern auch Fridays For Future zu Gesprächen eingeladen, um gegenseitiges Verständnis zu fördern.
Worum ging es bei den Gesprächen mit Fridays For Future konkret?
Mir ist es immer wichtig, auf Augenhöhe mit meinem Gegenüber zu sein. Niemandes Meinung und Einfluss sollte unterschätzt werden. Leider konnten wir nur eine gemeinsame Diskussion führen. Gerne hätte ich mich noch öfter mit ihnen ausgetauscht.
Bei unserem Gespräch haben wir uns ihre Zukunftsvisionen angehört und konnten daraus für uns ableiten, welche neuen Technologien, Kompetenzen und Mitarbeiterqualifikationen es dafür benötigt. Diese Einblicke in Entwicklungstendenzen haben mir als Geschäftsführer der SLV Halle GmbH geholfen, als Träger einer dualen Ausbildung auch das Angebot entsprechend anzupassen und über neue Geschäftsfelder nachzudenken. Im Gegenzug dazu haben wir der Vertretung von Fridays For Future das Verständnis für Volkswirtschaft nahegelegt. D.h. wir haben über die Historie unseres Wirtschaftsraums und den Ist-Zustand gesprochen sowie potenzielle Auswirkungen auf die Beschäftigten. Vor allem der Braunkohleausstieg war dabei im Fokus. Gerade der Raum Halle-Dessau als mitteldeutsches Chemiedreieck ist von dem regionalen Strukturwandel betroffen. Die Industrie ist bereit für einen Energieumstieg. Die Zuckerindustrie arbeitet schon seit Jahren an Projekten unter Nutzung von klimaneutralem Wasserstoff und Mitteldeutschland baut Windparks auf. Dennoch stehen wir vor weiteren Herausforderungen wie beispielsweise das Speichern von erneuerbaren Energien.
Ist aus der Herausforderung des Braunkohleausstiegs das Projekt Batterie MD, an dem auch die SLV Halle beteiligt ist, entstanden?
Ja, genau. Mit dem Bildungsverbund Batterie MD wollen wir den mitteldeutschen Wirtschaftsraum eine neue Identifikation geben. Der Bedarf an Batterien steigt parallel zur wachsenden Relevanz der Elektromobilität und der erneuerbaren Energiequellen.
Deswegen unterstützt die IHK Halle-Dessau Projekte zur ingenieurstechnischen Ausbildung. Wir stehen im engen Kontakt mit den Hochschulen aus dem südlichen Sachsen-Anhalt. Außerdem haben wir den Arbeitskreis Energiepolitik und einen Ausschuss für Industrie, Agrar- und Baugewerbe, die uns wichtige Orientierung geben.
Daraus konnte ich auch Einiges für die SLV Halle ableiten. Wir haben beispielsweise ein e-Team gebildet, das rund um die Themen Wärme, Energieverlust und -management konkrete Projekte umsetzt. Unter anderem haben wir neben der klassischen Versorgung durch die Stadtwerke Halle auch Grundlagen zur Eigenversorgung durch Solar geschaffen. Kürzlich haben wir unsere Photovoltaikanlage in Betrieb genommen. Parallel dazu testen wir die technischen und organisatorischen Rahmenbedingungen beim Einsatz von Elektrofahrzeugen. Vor allem aber haben wir uns der Aufgabe des Energiemanagements sowie der Energieeinsparungen gewidmet und arbeiten hierbei mit der Hochschule Merseburg zusammen.
Als Geschäftsführer sehe ich es als meine Aufgabe im Blick zu behalten, wer wir sind und wohin wir wollen. Nur wenn wir unsere Erfahrungswerte mit gegenwärtigen Entwicklungen verbinden, können wir die Zukunft als Unternehmen mitgestalten.
Vielen Dank für das aufschlussreiche Interview über Ihre Zeit als IHK Halle-Dessau Präsident.