Ein Auto aus den 1960ern begegnet uns im Straßenverkehr, vor der Eisdiele parkt lässig ein Moped aus den 1950ern und historische Traktoren beweisen auf Oldtimerveranstaltungen ihr Können – historische Fahrzeuge begegnen uns im Alltag. Sie sind nicht nur Sympathieträger in der Gesellschaft, sondern rufen bei den Zuschauern Erinnerungen an vergangene Zeiten oder Staunen über die einst so fortschrittliche Technik hervor.
Sehr oft steckt hinter der Erhaltung und nicht zuletzt auch der Zulassung für den öffentlichen Straßenverkehr eine sehr intensive und unwirtschaftliche Auseinandersetzung mit dem Objekt, sei es aus fertigungstechnischer oder werkstofftechnischer Sicht. Denn bevor ein Oldtimer wieder sicher, zuverlässig und vor allem im möglichst Originalzustand seinen Dienst verrichten kann, steht eine Instandsetzung der Technik oder zumindest die genaue Prüfung an. Dies wird umso wichtiger, wenn funktionswichtige Bauteile durch Schäden unbrauchbar geworden sind und kein entsprechender Ersatz auffindbar ist. Bei teilweise über 100-jährigen Fahrzeugen keine Seltenheit.
Auch die schweißtechnische Reparatur von Rissen und Brüchen an unwiederbringlichen Bauteilen gehört zu den Tätigkeiten, bei denen Oldtimerfreunde von der fügetechnischen Kompetenz der SLV Halle GmbH profitieren können. Denn lieber eine Schweißnaht von erfahrenem Fachpersonal als von motivierten, aber unerfahrenen Hobbyschraubern, deren technologische Möglichkeiten teilweise stark eingegrenzt sind. Die schweißtechnologische Beratung kann in diesem Fall ebenfalls bereits hilfreich sein und über Erfolg oder Misserfolg der zu bewältigenden Reparaturaufgabe entscheiden.
Die Motivation für die Auseinandersetzung mit der historischen Technik kann dabei grundlegend in folgende Aspekte gegliedert werden: Prüfung von Originalsubstanz, Reparatur von geschädigten oder verschlissenen Komponenten und Nachfertigung verlorener Komponenten.
Prüfung von Originalsubstanz
Ist meine Kurbelwelle noch einsetzbar? Sind hochbeanspruchte Fahrwerksteile wirklich rissfrei? Kann ich ein bestimmtes Bauteil mit einfachen Mitteln schweißen? Welche Festigkeit hat die Rahmenstruktur meines historischen Nutzfahrzeugs? All diese und noch weitere Fragestellungen können mithilfe der zerstörungsfreien und ambulanten, minimal-invasiven Werkstoffprüfung an der SLV Halle GmbH geklärt werden. Die zerstörungsfreie Prüfung (ZfP) wie die digitale Röntgenprüfung oder die Oberflächenrissprüfung ermöglicht zusätzlich die Qualitätskontrolle bereits erfolgter Reparaturschweißungen. Oftmals kann so bereits mit einem geringen Aufwand ein Restaurationsprojekt in die richtigen Bahnen gelenkt werden.
Reparatur von geschädigten oder verschlissenen Komponenten
Wurde eine Schädigung in einem Bauteil gefunden und eine Reparatur erscheint möglich, unterstützet die SLV Halle GmbH sowohl praktisch als auch theoretisch. In diesem Zusammenhang konnten bereits vielfältige Erfahrungen an unterschiedlichsten Materialien gesammelt werden. Hierfür stehen verschiedene Verfahren aus dem Lichtbogen- und dem Laserstrahlbereich zur Verfügung. Die Vielfalt der Anwendungsmöglichkeiten richtet sich dabei gezielt nach dem jeweils vorliegenden Werkstoff und wird technologisch speziell angepasst. Denn letztlich zählt nicht nur eine äußerlich ästhetische Naht, insbesondere die Haltbarkeit und Festigkeit in Bezug auf innere Unregelmäßigkeiten unterliegt hohen Ansprüchen. Die Erfolgskontrolle geschieht mittels zerstörungsfreier Prüfung.
Besonders interessant werden die technologischen Möglichkeiten der additiven Fertigung, wenn die Rissreparatur gleichzeitig mit einer Wiederherstellung von Funktionsflächen kombiniert werden soll. Dabei kommt häufig die laserbasierte Direct Energy Deposition (DED)-Technologie zum Einsatz. Hierbei ist zu beachten, dass nur das Laserstrahlschweißen als aktuell bekanntes werkstoffverträgliches Verfahren für das artfremde Auftragschweißen an Gusseisen in Frage kommt, da es minimalen Wärmeeintrag durch niedrige Streckenenergie bei nötiger Einschweißtiefe ermöglicht.
Ist ein Bauteil so stark geschädigt, dass keine Reparatur mehr möglich ist, oder es fehlt gar gänzlich, besteht prinzipiell auch die Notwendigkeit einer Nachfertigung. Der Vorteil darin kann gleichzeitig in der Optimierungsmöglichkeit gesehen werden, da sowohl Geometrie (bedingt), als auch Werkstoff abweichend vom Original angepasst werden können und somit eine bessere Dauerhaftigkeit ermöglicht wird. Was hätten die Vorväter der Konstruktionen darum gegeben, wenn sie die Möglichkeiten die heutige Technik zur Verfügung gehabt hätten? All dies ist prinzipiell unter Abschätzung des finanziellen Aufwandes sowie der historisch-technischen Vertretbarkeit möglich. Insbesondere die Prozesse der additiven Fertigung machen an dieser Stelle eine Einzelteilfertigung wirtschaftlich möglich, sofern der meist höhere ingenieurtechnische Aufwand im Vorfeld bzw. fertigungsbegleitend in Kauf genommen werden kann.
Die dargestellten Verfahren und Technologien stehen natürlich nicht nur den privaten Restauratoren zur Verfügung, sondern sind ebenfalls für die Aufgaben musealer Restauratoren oder Kuratoren interessant. Letztlich steht die Erhaltung von als Kulturgut geltenden technischen Bauteilen, Fahrzeugen, Bauwerken oder Anlagen im Fokus. So wird in der SLV Halle GmbH seit fast zwei Jahrzehnten intensiv zu den Eigenschaften sowie den Ertüchtigungsmöglichkeiten historischer Eisenwerkstoffe geforscht, sei es in Bezug auf die im Bauwesen verwendeten alten Stähle oder die historischen Gusseisensorten aus dem Fahrzeug- und Maschinenbau.
Welchen Stellenwert diese Technologien bei der SLV Halle GmbH haben und mit welch detailverliebter Hingabe das technische Kulturgut behandelt wird, kann wieder im Rahmen des Tages der offenen Tür am Standort Halle am 15. Juni 2024 betrachtet werden. Dann fahren zahlreiche Oldtimer aus dem Umfeld der SLV Halle GmbH und den Oldtimerfreunden Teicha e. V. auf dem Gelände vor und können nicht nur aus wissenschaftlich-technischer Sicht, sondern vor allem auch vor dem Hintergrund der Erhaltung von rollendem Kulturgut, bestaunt werden.
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